Wie bitte? In Wales soll es Gärten geben, also solche, die es wert sind, bes
ucht zu werden? Sie scherzen wohl. Wales ist doch jener völlig abgelegene Landstrich irgendwo im westlichen England, besetzt von kargem Gebirge, vermutlich unendlich vielen Schafen und überzogen von einer Sprache, die allenfalls irgendwelchen Geheimdiensten dienlich sein könnte. Und einen Prinzen haben sie auch noch, weiss der Teufel, was der mit diesem gottverlassenen Land überhaupt anstellen kann – und ob der überhaupt schon mal dort war, sonst hätte er es bestimmt meistbietend bei E-Bay verkauft.
Noch mehr Vorurteile gefällig? Bestimmt regnet es da auch immer, es ist
selbst im Sommer kalt und kochen können sie noch weniger. Über die
geografische Grösse ist man im Ungewissen aber da es eine eigene Fussballnationalmannschaft
hat, dürfte es gewiss zumindest die Ausdehnung des Kantons Bern aufweisen.
Und vermutlich gibt es dort auch keine Strassen, die diesen Namen verdienen.
Mit diesen Ideen im Kopf wagt man sich an das Land heran, das über Bristol
oder über Liverpool per Flugzeug leidlich erschlossen ist.
Nun, Vorurteile sind dazu da, radikal widerlegt zu werden. Das gelingt im Falle
von Wales relativ spielend. Die Schwierigkeit ist nur, mit welchem man beginnen
möchte. Schauen wir und das Land doch zunächst ein wenig an. Wobei
ich durchaus einschränken möchte, dass sich meine Erfahrungen auf
lediglich zweimal fünf Tage berufen können, was für dieses Land...
siehe unter Vorurteilen... doch ausreichend sein könnte. (allerdings nicht
zum Erlernen der Sprache und nicht einmal zum Aussprechen der wichtigsten Ortsnamen).
Einer der ersten Eindrücke ist, dass Wales ein überaus sanftes Land
ist. Der schönste Vergleich wäre vielleicht der mit einer jungen,
leicht üppigen Frau, aber das würde einem gewiss als sexistisch ausgelegt.
Es stimmt aber trotzdem. Sanfte Hügel erstrecken sich übers ganze
Land, abgesehen mal von den Küstenregionen. Nirgends ist es schroff oder
abweisend. Man möchte die Hand ausstrecken und sie über die Landschaft
streicheln lassen. Gewiss, wenn man die Hauptstrasse verlässt und sich
auf gelbe oder gar weisse Strassen begibt, ist die Sicht häufig durch seitliche
Hecken eingeschränkt und man erlebt nur von Zeit zu Zeit AhA-Momente, wo
sich die Sicht auf die schöne Landschaft eröffnet. Rückwärtsfahren
sollte vorher geübt werden, denn kreuzen ist nur in mehr oder weniger weit
auseinander liegenden Buchten möglich. Ist allerdings nicht gerade Sonntag
und halb Wales unterwegs, gerät man kaum in Verlegenheit, die Kunst des
Rückwärtsfahrens demonstrieren zu können. Nur die Schafe halten
sich nicht an die Wochentage, sie überqueren die Strasse wann immer es
ihnen passt und der Autofahrer ist gut beraten, dem Rechnung zu tragen. Immerhin
dürfen sie nur in den grossen Naturschutzgebieten frei herumlaufen, was
der Gegend zu zusätzlichem Charme verhilft.
Kommt man dann allerdings in schwindelnde Höhen über 300 m ü.M.
so öffnet sich die Landschaft schlagartig. Die Engländer haben mit
dem Abholzen ganze Arbeit geleistet, ihr Bedarf an Konstruktionsmaterial für
ihre Schiffe war gewaltig. Davon ist in der Tat nicht nur Wales sondern das
ganze Königreich betroffen. An einigen Orten hat man sich in Aufforstungen
geübt, in Reih und Glied stehen die Fichten, kaum mal hübsche Mischwälder,
die man in den Nationalparks und im Hügelland antrifft.
Sich nach den Ortschaften zu orientieren ist im Übrigen auch nicht so leicht,
denn behalten kann man sich die Namen kaum. Da ist man froh, wenn Susi (GPS)
das Land einigermassen im Griff hat, wenn auch nicht in allen Details. Immerhin
sind da gut 20'000 km2 zu bewältigen, also fast die halbe Schweiz. Sie
ringt mit sich, ob es sich nun um den walisischen oder um den englischen Namen
handelt. Von solchen Unzulänglichkeiten sollte man sich aber nicht abhalten
lassen, gelegentlich kann auch eine Irrfahrt sehr reizvoll sein.
Überhaupt die Touristen. Sie sind ein wichtiger Faktor in der walisischen
Wirtschaft und neben der Landschaft wird ihnen doch einiges geboten. Für
die Fans von historischen Eisenbahnen ist der Norden prädestiniert, die
Bergwerker kommen überall ein wenig auf ihre Kosten. Früher wurden
da Erze und auch Gold abgebaut, einige dieser Bergwerke sind als Touristenattraktionen
ausgebaut, andernorts stösst man nur noch auf verlassene Geröllhalden.
Immer wieder ist es ein Vergnügen, die schmucken Dörfer und Städte
einzutauchen. In der Art unterscheiden sie sich nicht wesentlich von englischen
Ortschaften, charakterisiert durch ein- und zweigeschossige Bauten, die sich
in unendlichen Reihen und oft in bunten Farben der Hauptstrasse entlang ziehen.
Aber dies soll ja nicht eine Reisebeschreibung werden, sondern man sollte endlich
zu den Gärten kommen, um die es ja eigentlich geht. Aber lassen Sie mich
doch noch zwei Punkte einschieben, um die man als Reisender nicht herumkommt.
Der eine ist das Essen. Von einer klassischen walischischen Küche haben
wir eigentlich nicht viel bemerkt. Wir sind auch wenig in Pubs abgestiegen,
wo diese Kultur möglicherweise noch gepflegt würde. Immerhin ist man
in diesen Lokalen immer noch der Meinung, dass, wer hier einkehre gewiss überaus
hungrig sein müsse, was das Bild mit der Frau und dem Fisch belegt. Wir
haben ihn fast geschafft. Im Pub sind die Mahlzeiten halt deftig und üppig,
allerdings durchaus auch köstlich und schmackhaft. Erwarten Sie aber nicht,
dass hier eine Leber auf den Punkt gebraten wird. Das Ding hat durch zu sein,
koste es was es wolle. Man sollte sich aber von solchen Nebensächlichkeiten
nicht abhalten lassen und geniessen, was es zu geniessen gibt.
In Hotels wird grundsätzlich sehr gut gekocht. Da hat sich die englische
Küche von Jamie Oliver und Konsorten vorteilhaft beeinflussen lassen. Fleisch
stammt aus der Region, Gemüse wohl auch, nur der Fischfang ist in Wales
vermutlich nicht so verbreitet, findet man doch im wesentlichen Dorsch, Redsnapper,
Lachs und ähnliche Allerweltsfische auf der Karte. Aber wie gesagt: immer
sehr vorteilhaft zubereitet. Trinken kann man dazu beste Weine aus aller Welt,
nur keine englischen und welsh Bier, das dunkel und mild ist und kaum schäumt.
Geschlafen wird in den besseren Häusern auf beste Art. Meine Favoriten
sind die alten historischen Häusern, die über allen Komfort verfügen,
gelegentlich aber nicht über einen Lift und so gilt es den Koffer in den
zweiten Stock zu schleppen, was der Gesundheit nicht abträglich ist. Dafür
kann man sich dann im wunderschönen Pool wieder erfrischen.
Doch nun endgültig zu den Gärten
Gibt es den typisch walisischen Garten überhaupt?
Schielen wir zur Beantwortung dieser Frage mal ein wenig in das Buch von Stephen
Anderton, das von Charles Hawes illustriert wurde. Oder in jenes von Helena
Attlee, zu dem Alex Ramsay die Fotos beigesteuert hat.
Beide kommen zum Ergebnis, dass es den typischen walisischen Garten ebenso wenig
gibt wie es Unterschiede in der Geografie, dem Klima, der Wirtschaft oder der
Leute gibt. Und doch ist es die Landschaft, welche wie eine Klammer den gemeinsamen
Nenner ergibt. Wales ist fast nirgends flach. Überall haben sich die grossen
und kleinen Gärten diesem Gesetz irgendwie unterzuordnen. Auf gewaltige
Art beispielsweise in Powis Castle, der eher rauen Natur abgetrotzt im vielleicht
verrücktesten kleinen Garten in Bwlch y Geuffordd. Dazwischen gibt es alles:
Die zart und fein gestaltete Anlage eines High Glanau Manor bis hin zur grossartig
in die Landschaft eingegliederte Llanfihangel Court.
‚Capability’ Brown hat seinen Fuss vermutlich nie nach Wales setzt,
aber seine Einflüsse sind auch hier zu spüren. Die Landschaft schreit
gelegentlich beinahe danach, endlich ein wenig beschmückt zu werden. Und
es bräuchte nicht viel und aus der Landschaft wird ein Garten. Ende des
18. Jh. wurde dann aber schon ein bedeutender Engländer in der Person von
Humphry Repton aufgeboten, um die Gartenlandschaft von Plas Newydd auf Anglesey
neu zu interpretieren. Auch andere entdeckten die Attraktivität eines Blickes
über die Menai-Wasserstrasse zu den Felsen von Merioneth oder Montgomery
Shires. Vor allem die grösseren Gärten beziehen die wunderbare Landschaft
ihn ihren Kontext mit ein.
Was man in England selten zu sehen bekommt sind ausgedehntere Gemüsegärten.
Auf diese stösst man in Wales auf Schritt und Tritt. Einen der berühmtesten
haben wir relativ unbeeindruckt verschmäht. Er wird aber in allen einschlägigen
Gartenbücher als exemplarisches Beispiel erwähnt. Rhos-y-Gilwen Mansion
kommt aber gegen die kunstvollen französischen Küchengärten nicht
an. Zu sehr in Reih und Glied stehen Kohlrabi und Sellerie, Lauch und Krautstiele.
Da ist jeder Berner Bauerngarten attraktiver, wenn auch um einiges kleiner.
Aber das soll die einzige abschätzige Bemerkung über die walisischen
Gärten sein und vielleicht gehört die Rüge eher den Bücherschreibern.
Wales ist seit jeher Randgebiet und militärisch umstritten. Im 13. Jh.
Bauten König Eduard I. eine Serie von Burgen rund um Wales, um nachhaltige
Kontrolle über das Volk auszuüben. Etliche davon wurden in späteren
Schlachten zerstört oder wurden in der Zeit von Oliver Cromwell ihres Schutzes
beraubt, so dass die Waliser sie nicht als eigene Burgen nutzen konnten. Etliche
dieser Schlösser wurden mit der Zeit als vornehme Wohnanlagen mit ausgedehnten
Gärten genutzt, so Chirk Castle oder das berühmte Powis Castle mit
seinen gewaltigen Terrassen aus dem 17. Jh. Schloss Raglan ist zwar grösstenteils
zerstört worden, besass zu seiner Zeit aber eine der bedeutendsten Renaissance-Anlagen.
Die Natur herrscht vor in Wales. Und so haben viele moderne Gärtner, ähnlich
wie ihre Vorfahren im 18. Jh. Freude an der Natur pur haben und sich bei der
Gestaltung von der umliegenden Landschaft inspirieren lassen. Der eine nimmt
die entfernte Schneekuppe als Blickpunkt, der andere übernimmt spezielle
Wildpflanzen aus der Region in sein Gartenkonzept. Wie könnte jemand dieser
schönen Landschaft widerstehen und sie nicht in seinen Garten mit einbeziehen.
Daneben sind auch introvertierte, nach innen gekehrte, moderne Gärten anzutreffen.
Gerade im urbanen Raum sind einige davon anzutreffen. Hier sind wunderschöne,
kleine grüne Welten zu finden. Etliche bekannte Gärtner haben ihre
Spuren in Wales hinterlassen. Von Brown hat man sich inspirieren lassen, seine
Ideen sind in vielen grossen Gärten anzutreffen. Repton hat im Norden gewirkt,
William Eames ende des 18. Jh. in Erddig und Henry Avray Tipping zu Beginn des
20. Jh. in der Grafschaft Monmouthshire. Letzter ist vor allem bekannt durch
sein Art and Craft-Design.
Daneben waren und sind bis heute viele Amateure tätig, deren Arbeiten kaum
den Profis nachstehen: John Price in Plas Cadnant oder Aristokraten wie Thomas
Johnes in Hafod und die McLaren Familie in Bodnant. Natürlich überbordeten
etliche Pflanzoholoiks auch, so dass man deren Gärten vor lauter Pflanzen
nicht mehr sieht. Vielleicht ist die Dichte an verrückten Gärtnern
in Wales höher als im übrigen England.
Neben den Gemeinsamkeiten, die durch die Landschaft und die historische Entwicklung
geprägt sind, dominieren doch die je unterschiedlichen und eigenständigen
Charaktere der Bauherren und Edelleute. Natürlich sind die Verbindungen
zu England nicht zu übersehen. Mancherorts trifft man auf die mixed borders,
die aber durchaus sehr eigenwillig gestaltet sein können. Das Klima ist
dem englischen doch sehr ähnlich, so dass auch die Flora entsprechend eingesetzt
werden kann. Durch die meist viel feingliedrige Topografie können die Gärten
oftmals viel spannender strukturiert werden.
Welche weiteren Einflüsse sind in den walisischen Garten zu beobachten:
Natürlich sind die englischen Einflüsse nicht zu übersehen. In
verschiedenen Gärten wurden englische Landschaftsarchitekten zugezogen.
Spätgeorgische Einflüsse sind ebenso unverkennbar. Aber die alten
Gärten sind verhältnismässig rar, zu finden bei den grossen Schlössern,
die weit in Vergangenheit zurück reichen, noch alte Strukturen erkennbar
sind. Einige haben ihre alten Gärten behalten und neue hinzugefügt
wie Chirk oder Powis. Im Zuge der Zeit haben die meisten Gartenanlagen wohl
wie überall etliche Veränderungen erfahren. Müsste man den eigentlichen,
authentischen Garten benennen würde die Wahl bestimmt auf Aberglasney fallen.
Hier hat eine nahezu ideale Verbindung zwischen historisch korrekter Restaurierung
und zeitgemässer Gestaltung stattgefunden.
Doch schauen wir uns doch einige der interessantesten Gärten an:
Die Vorworte zu den einzeln Gärten lauten eigentlich immer gleich. Es gibt
Nuancen, je nach Lage und Geschichte der Liegenschaft. Aber die Metaphern bleiben
sich gleich. Die Standardformel, auf die man übrigens auch in England immer
wieder stösst, lautet ungefähr wie folgt:
Vor vielen, vielen Jahren war hier nichts. Nein, weniger als nichts, eine zerfallene
Hütte, ein dichtes, undurchdringliches Dickicht, Kühe die vielleicht
weideten, Ruinen, die herumstanden, unbestimmbare Steinhaufen, Dornen und Brennnesseln
– einfach ein gewaltiges Chaos. Die erste Zeit war man mit nichts anderem
Beschäftigt als mit roden, aufräumen, einen ersten Unterstand oder
ein einfaches Haus bauen und dann erst konnte man in mühseliger Handarbeit
an die Gestaltung des Gartens gehen.
So schildern einem die bescheidenen und stolzen Eigentümer jeweilen die
Urgeschichte des Gartens. Manchmal liegen da vielleicht nur 20 oder 30 Jahre
zurück, gelegentlich auch einige Dekaden oder gar Jahrhunderte.
Ich frage mich dann immer, warum sich die Leute gerade diese Ecke ausgesucht
haben, gäbe es doch in diesem doch nicht ganz so kleinen Land gewiss Flecken,
die einfacher zu urbanisieren waren. Aber vermutlich gehört diese mühselige
Arbeit zum Beginn eines schönen Gartens.
Und noch etwas fällt mir zu den Gärten in Wales ein.. wenn ich die
Bilder so Revue passieren lasse: diese unendliche Ruhe.. diese Geschmeidigkeit..
diese Weite… es sind sanfte Bilder, die sich einem eröffnen..
Aberglasney
So oder so ähnlich war es auch in diesem Garten. Vor led
iglich knapp 15 Jahren standen hier nur einige halb zerfallene
Klosterruinen herum, alles war überwuchert. Die Anlage hatte auch schon
bessere Zeiten erlebt. Seit 500 Jahren ist hier etwas los. Man fühlt diese
Erhabenheit auch heute noch, aber von den ursprünglichen Klostergebäuden
sind nur noch Relikte erkennbar. Dies war vermutlich die Chance, hier etwas
ganz neues entstehen zu lassen. Irgendein cleverer Unternehmer und Gartenliebhaber
muss gefühlt haben, dass in diesem Ambiente etwas zu machen wäre.
Dazu muss man gleich zu Beginn festhalten, dass in Wales und auch in England
etliche Gärten als Existenzgrundlage und Wirtschaftsunternehmen dienen.
Was allerdings ob der vielen Konkurrenz ein nicht ganz leicht zu verdienendes
Geld ist. Dies ergibt auf der anderen Seite dem interessierten Besucher die
Möglichkeit, sehr viele Gärten einigermassen problemlos besichtigen
zu können.
So auch in Aberglasney. Wohl recht bald viel hier die Entscheidung, die Gartenuhr
um rund 350 Jahre zurück zu drehen und in weiten Teilen der Anlage einen
Garten
zu realisieren, wie er zu Beginn des Klosters existiert haben
mag. Gartenarchäologische Forschungen wurden zumindest im Bereich des Kreuzganges
betrieben und entsprechend klar, einfach und wunderschön wurde dieser Bereich
gestaltet. Die Idee war, und die Gelegenheit dazu war wirklich gegeben, hier
einen Garten nachzubauen, wie er in der Mitte des 17. Jh. vielleicht existiert
hat. Jedenfalls in den Grundzügen ist man so verfahren. Ganz so radikal
gelang die Umsetzung nicht, wurde doch Penelope Hobhouse aufgeboten, einen walled
garden neu zu gestalten. Im oberen Bereich wurde einem kleinen Bachlauf entlang
eine ausgedehnte Staudenbepflanzung eingerichtet, die mit dazu passenden Gehölzen
sehr geschickt ergänzt wurde. Vor allem eine prächtige Sammlung von
Hydrangea paniculata, die unterschiedlichsten Krötenlilien und im Frühling
wohl unzählige Primeln lassen diesbezüglich keine Wünsche offen.
Der zuoberst gelegene leicht japanisch angehauchte ostasiatische Garten wirkt
dagegen sehr bescheiden.
Diese Konzessionen an den neuen englischen Geschmack sollen aber nicht hinwegtäuschen
über die hervorragende, stylsichere und zurückhaltende Konzeption
der restlichen und den wesentlichen Teil der Anlage einnehmende Bereiche. Sehr
schön wurden die in einem solchen Kloster wohl dominierenden Nutzflächen
herausgearbeitet. Ein Gemüsegarten mit zwar nicht ausschliesslich raren
Arten ist sehr akkurat hergerichtet. Sehr kunstvoll gezogene Spaliere schmücken
die Wände und die Laubengänge. Hier entzückt gar ein hübsch
dressiertes Johannisbeergebilde. Wer Gemüsegärten mag, ist hier sehr
gut aufgehoben.
Überhaupt Gemüsegärten und Wales. Das sind zwei zusammengehörende
Begriffe. Fast jeder grosse Garten ist mit so einer Abteilung ausgerüstet.
Und einer versucht den anderen zu übertrumpfen. Wie eingangs bereits erwähnt
haben wir den in der Literatur als den wichtigsten bezeichneten allerdings leicht
naserümpfend zu wenig beachtet. Erst im Nachhinein wird mir bewusst, dass
diese Gemüsegärten oft nur ihrer selbst und gar nicht wegen dem zu
erwartenden Ertrag gehegt und gepflegt werden. Kommerziell wird wohl auch in
England Gemüse in grossen spezialisierten Betrieben herangezogen.
Doch zurück zu Aberglasney. Ein weiterer ummauerter Garten wurde publikumswirksamer
in einen zentrischen Blumengarten umgewandelt. Strenge Eibenbäumchen und
Buchseinfassungen geben dem Garten das immergrüne Gerüst. Zwei konzentrische
Ringe als Blumenbeete ausgebildet liegen in der Mitte des grossen rechteckigen
Gartens, im Zentrum verströmt ein rundes Rasenstück wohltuende Ruhe.
Ganz zuunterst bildet ein grosser Fischteich den ruhigen Abschluss des Gartens.
Hier bedienten sich die Mönche während der Fastenzeit und freitags
mit köstlichen Karpfen.
Bodnant
Bodnant ist der Garten in Wales. Jedenfalls so ist es in den meisten Reiseführern, allgemeinen Gartenbüchern und anderen Publikationen
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vermerkt. Auch ich wusste sonst nichts von anderen Gärten
in diesem Landstrich. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Als wir unsere
erste Reise in Nordwales abschlossen, meinte meine Frau allerdings, dass man
diesen Garten zur Not auf einer Reise auch weglassen könnte, Vor meinem
inneren Auge hatte ich auch eine trutzige Burg erwartet mit entsprechend rustikalen,
eher kargen aber vielleicht doch ausgedehnten Gartenanlagen. Empfangen wird
man dann zunächst von einem riesigen Parkplatz, einem ziemlichen Bevölkerungsauflauf
und einem vielfältigem touristischen Angebot, wie man es von den grossen
National-Trust-Gärten her kennt. Wenn man dann ein wenig sucht findet man
auch einen Garten, in mitten dessen eine schmucke kleinere schlossartige Villa
aus Naturstein steht.
Nachdem man aber mal den ersten Tour-Eindruck überwunden hat, beginnt sich
der Garten zu entwickeln. Auf gut 25 ha erstreckt sich eine Dramaturgie, die
immer wieder mit phantastischen Ausblicken über Snowdonia auftrumpft, um
den Wanderer aber gleich wieder drauf aufmerksam zu machen, dass man sich doch
in einer einigermassen zerklüfteten, wenn man diesen Ausdruck in Wales
überhaupt verwenden kann, Gebiet befindet und seinen Tritt doch etwas überprüfen
sollte.
Unser Eindruck wurde natürlich geprägt von den recht grossen Umbaumassnahmen
und Neuanpflanzungen, die im Jahre 2009 im Gange waren. Das erlaubt einen kurzen
Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Anlage.
Das Ensemble wurde in den Jahren 1904-14 erstellt. Eine Serie von grosszügigen
Terrassen erstreckt sich vom Haus über 200 Höhenmeter bis hinunter
zum kleinen Flusslauf. Den Erschaffern schwirrten Vorbilder wie Harewood House
und Waddestone Manor im Kopf herum, Anlagen, die getreulich dem viktorianischen
Styl in der Mitte des 19. Jh. gebaut wurden. Alle Trophäen sind hier auf
dieser Seite versammelt: die Terrassen, die grandiosen Ausblicke auf die Berge
und ausserhalb des Blickes, im Tal unten der Woodlandgarten, bekannt als Dell.
Das Haus ist weder elegant noch nett und auch nicht romantisch. Es ist allenfalls
zweckmässig. Gebaut ist es aus Sandstein und gedeckt mit blauem Granit
aber von seiner Stelle aus hat man den Garten sicher im Griff. Es wurde für
Henry Pochin gebaut und er war es auch, der die grossen Koniferen rund ums Haus
anpflanzte. Sein Grosskind, der 2. Lord Aberconway gestaltete die Terrassen
im Wesentlichen bis zu seinem Tod im Jahre 1953. Er übermachte die Anlage
1949 dem National-Trust, die Familie blieb allerdings hier wohnen und sein Sohn
Charles, der im Jahre 2000 starb, war gar lange Jahre Präsident der Royal
Horticultural Society.
Lassen Sie sich jetzt auf eine kleine Wanderung durch den Garten mitnehmen.
Wir lassen wie gesagt den Rummel hinter uns und begeben uns auf die oberste
grosszügige, von Zedern überstandene Terrasse. Rechterhand kuschelt
sich die Villa etwas in den Hintergrund. Indem wir Entlang eines gewaltigen
mixed Border wandern, (ich hoffe jedenfalls es sei im Jahre 2010 wieder so)
wird uns bewusst, dass hier ein grosser Pflanzenliebhaber am Werke war. Grosse
gepflegte Rasenterrassen, die bis vor kurzen nicht betreten werden durften,
empfangen uns in der Folge. Es sind zunächst frei gestaltete Formen, die
vor uns liegen, die ersten Futtermauern scheinen weit entfernt. Tuffe mit Gebüschen
und grosse Bäume strukturieren das Gebiet.
Kurz danach beginnen die Rhododendronorgien. Bodnant galt lange als ein Zentrum
für diese Gattung und der ganze Garten ist überstellt von der Spezies.
Und dazu gesellen sich die Kollegen Camellia, Azaleen, Eucryphias, Magnolien,
japanischer Ahorn, Hartriegel, eine benahe endlose Liste von Gängigem und
Rarem. Die Gehölzpflanzungen vermischen sich nahtlos mit der umgebenden
Waldlandschaft – Woodland, wie die Engländer sagen, eine Form eines
lockeren, artenreichen Waldes, der immer wieder von offenen Wiesen durchsetzt
ist. Er ist noch ganz im Styl des letzten Aberconway gehalten und man sagt,
die Gärtner des NT (National Trust) hätten zu seiner Lebzeiten keine
Chance gehabt, etwas Grösseres zu verändern. Erst nach seinem Tod
konnten die dringenden Restaurierungen und Anpassungen vorgenommen werden und
sie sind immer noch im Gange.
Die Pracht der Bodnantaschen Terrassen liegt vor allem darin, dass sie über
ausreichende Tiefe verfügen, so dass immer wieder eigenständige Gärten
entstehen. Ganz im Gegensatz dazu steht Powis, eine absolut monumentale Anlage,
die sozusagen fast nicht ohne Sicherungsseil begangen werden kann, so schmal
und hoch sind dort die Terrassen.
Zunächst entdecken wir anschliessend an die Rasenparterres den schönen
sehr formal angelegten Rosengarten. Diese gedeihen wie überall in England
in diesen mineralreichen, meist lockeren, leicht sauren bis sauren Böden
erstaunlich gut, herrscht doch bei uns die Meinung vor, Rosen bräuchten
eher schwere Böden. Sie werden hier sogar häufig oder gar in der Regel
unveredelt gezogen. Allerdings müssen wir diese Behauptung beim nächsten
Ml noch genau überprüfen. Über elegante, grosszügig breite
Treppenanlagen, die auch mal als überdeckte Lauben ausgebildet sind, erreichen
wir die nächste Terrasse mit dem grossen Wasserbecken. Wir haben hoffentlich
den Theatergarten nicht übersehen, der ein wenig seitlich versetzt angelegt
wurde. Vor nicht allzu langer zeit wurde hier das Heckentheater vollständig
erneuert und präsentiert sich jetzt absolut dicht und grün. Von hier
aus eröffnet sich die Landschaft am herrlichsten.
Einer der Höhepunkte des Gartens bildet der Garten mit der Pin Mill, einem
sehr schmucken dreiteiligen Gebäude, das von Worcestershire hierher gebracht
wurde. Es steht kopfseitig an einem langen Wasserkanal und wird gerahmt von
einer grossen Baumkulisse.
Immer wieder begegnen wir gekonnt zusammengestellten und thematisierten Staudenrabatten,
dann wieder schön einzeln gestellten Solitärbüschen. Gelegentlich
wirken die allerdings ein wenig konzeptlos, man wähnt sich zu sehr in einem
Liebhaberarboretum, wo es nur auf die Sammlung ankam. Von dem ist aber auf den
Terrassen nichts zu sehen, die sind wirklich gekonnt und klar strukturiert.
Tief unten dem Bach entlang ist es sehr malerisch und verspielt, diese und jene
Pflanzenkomposition überzeugt, kleinere Bächlein, die vom Hang in
den Fluss münden, werden als dankbares Gerüst für neue Ideen
verwendet.
Hat man dann diesen Woodlandspaziergang auch hinter sich, schleppt sich langsam
und gemächlich durch verschiedene Vegetationseinheiten wieder hinauf wird
man zum Dessert in den weltberühmten Goldregentunnel geführt. Ich
hatte das Glück, diesen in voller Blüte zu erleben und das ist einfach
unbeschreiblich. Die meisten Autoren tun dies zwar ab als nettes Stück.
Aber es ist trotzdem überwältigend. Schon nur deshalb lohnt sich ein
weiter Umweg zum Bodnant-Garten.
Cae Hir
Was immer auch das heisst. Langes Feld hab ich irgendwo gelesen, soll es bedeuten. Es ist ein – sagen wir mal – lustiger Garten, durchaus
ernsthaft gemeint, ziemlich gross, Versuche von Strukturen
sind da, aber es ist einfach ein wenig überwachsen. So könnte man
diesen Garten in kurzen Worten charakterisieren.
Doch stellen wir zuerst den Gründer und Erbauer dieses Gartens vor. Es
ist ein holländischer Lehrer, der nach rund 20 Jahren Schuldienst von dieser
Arbeit genug hatte und da seine Frau Engländerin ist, zog es ihn hinüber
in dieses Land, wo man einfach so mal grosse Gärten bauen kann. Das hat
hier Tradition und für solche Dinge erhält man überall günstig
ein Stück Land. Will Akkermann hat sich hier sein Lebenswerk verwirklicht.
1983, im Alter von 40 Jahren hat er hier begonnen. Die Anfangsgeschichte ist
wie immer. Es war öde, verbuscht und verwildert und man musste Roden. Diese
Geschichte kennen wir.
So wie in Wisley wollte er sich mit diesem Garten auch seinen Lebensunterhalt
verdienen. Die Anlage wird durch die Strasse in zwei Teile gegliedert. Der obere
ist charakterisiert durch den ziemlich steilen Hang, an dessen Fuss ein pavillonartiges
Wohnhaus steht. Wenn man gut schaut, ahnt man eine Art Achse, die bis zuoberst
des Gartens führt. Will zeigt uns dann eine alte Skizze, (oder war’s
ein Bild aus den ersten Tagen?), welche zu Beginn der Arbeiten als Grundlage
diente. Hier ist deutlich erkennbar, wie der Garten am Hang gestaltet werden
sollte. Von allem Anfang an schwebte ihm ein informaler Garten vor, in dem es
Platz für vielfältige Pflanzensammlungen und allerhand Schabernack
hat. Und das kostet er auch genüsslich aus. Die zu Beginn vorhanden Strukturen
werden mehr und mehr von grossen Bäumen und Gebüschen überstellt
und wie es sich für einen richtigen Pflanzenmann gehört, scheut er
sich vor grossen Eingriffen. Jetzt wo endlich alles schön gross ist kann
man es doch nicht schon wieder fällen.
Auf der anderen Seite hat der Garten etwas Paradiesisches. Man beginnt den Rundgang
beim kleinen Teehäuschen, wo einem die Tochter des Hauses mit einem sehr
feinen Tee und hübschen kleinen Süssigkeiten überrascht. Dann
beginnt die Entdeckungsreise durch den Garten. Über offene Rasenflächen
trifft man auf die einzelnen Stücke. Ein beliebtes Thema sind Farbgärten.
Wir entdecken den gelben Garten, ausgestattet mit mannigfaltigen gelben Scheinzypressen,
Euonymus und anderen panaschierten Gehölzen. Dann folgt ein purpurner Garten,
wo als eine der Leitpflanzen Berberis thunbergii in hübsch geschnittenen
Formen steht. Überraschende Durchblicke und Achsen scheinen den Garten
wie zusammen zu halten, schaffen Struktur in der ansonsten lieblichen Zufälligkeit
der Struktur. Dazu gehören auch schöne Überraschungsmomente wie
kunstvolle Steinsetzungen mit vielleicht auf dem Grundstück gefunden Steinstelen
in einem orangen Garten oder eine rostige Aussichtskanzel, von der man eigentlich
nur in ein undurchdringliches Grün sieht. Man erwartet Durchblick und blickt
ins Nichts. Das ist die Idee dieses Objektes. Es wird einem recht deutlich gesagt,
wenn man oben angelangt ist: Eine Komposition mit einem Baum in der Mitte, dessen
Name mir entfallen ist, umrundet von einem Halbrund aus Eibe und vorgepflanzten
Persicaria schliessen den Garten ab. Selbstverständlich kann man sich auf
der runden Bank auch hinsetzen und den Ausblich über den Garten geniessen.
Auch der Abstieg gestaltet sich als Entdeckungsreise. Sanft geht es hinunter,
vorbei an gelungen Pflanzenkompositionen – nicht von ungefähr wird
vom Erbauer erzählt, dass er sich ausgiebig in Wisleiy umgesehen hat und
gewiss auch einiges in anderer Art hier umsetzt. Ich gebe aber unumwunden zu,
wüsste ich nicht um diesen Zusammenhang, er würde mit nicht auf Anhieb
auffallen. Zu stark nehmen Bäume und Gebüsche überhand und verdecken
womöglich ursprüngliche Gestaltungen. Aber der Garten hat seinen ganz
eigenen Charme, er sprüht vor Einfällen und wenn man dann den unterem,
vom Bach beeinflussten Bereich betritt, taucht man wie in eine andere, vielleicht
noch etwas entwicklungsbedürftige Welt ein.
Und man trifft auf Will Akkermann, einen bärtigen Nonkonformisten, dem
man eigentlich gar nicht zutraut, dass er dies hier alles geschaffen hat. Aber
dem Vernehmen nach überlebt er hier ganz gut und hat sein Ziel, einigermassen
von einem Garten leben zu können, erreicht, auch wenn das Leben doch dann
nicht allzu grosse Sprünge erlaubt.
Dewstow
Auf unserer Entdeckungsreise durch die südwalisischen
Gärten war dies der letzte Programmpunkt, den wir uns einverleiben durften.
Wir konnten uns nicht so richtig vorstellen, was unter den verlorenen oder versteckten
Gärten zu verstehen ist. Eine ähnliche Bezeichnung findet man ja auch
in Cornwall und so hatte ich ein vages Bild vor mir. Was wir dann entdeckten,
hat uns doch einigermassen überrascht. Nicht wegen der Grösse der
künstlichen Grotten, die wir vorfanden – solche Installationen findet
man z.B. in italienischen oder auch französischen Gärten und glanzvollerer
Ausführung, nein, das überraschende war dieser unterirdische Gang,
kunstvoll gestaltet, den wir vorfanden. Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass
dieser lediglich gebaut wurde, um sich die neugierigen Besucher vom nahen Umfeld
des Hauses fern zu halten und sie trotzdem durch die gesamte Gartenanlage zu
führen. Aber das ist vielleicht nur eine etwas bösartige Unterstellung.
Die Entstehung des Ortes geht zurück auf die Jahre 1893 – 1940, als
sich Henry Oakley und seine legitimen und illegitimen Nachfahren. Er beauftragte
die damals schon bedeutende Gartenbaufirma Pulham & Son seinen Garten zu
gestalten und zu bauen. Deren Spezialität war schon damals künstlicher
Stein, den sie aus Zement und Sand herstellten und der dann über eine rauen
Oberfläche aufgetragen wurde. Ziel war es, diese Formationen möglichst
naturnah aussehen zu lassen. Und so wurden hier künstliche Grotten uns
sozusagen als Höhepunkt dieser Kunstformationen wurde ein rund 100 m langer
grottenartiger Tunell angelegt.
Dass dieser Garten heute öffentlich zugänglich ist, verdanken wir
John Harris, einem Bauer aus der Gegend, der das Anwesen kaufte, um eine Lücke
in seinem Grundstück aufzufüllen und integrierte es in einen Golfplatz,
den er rundherum anlegte.
Als er den Garten übernahm, war er weitgehend zerfallen. Etliche seiner
Vorgänger schütteten die Teiche auf, liessen die Grotten und den Ganz
teilweise zerfallen und den Garten verwildern. Nach und nach und ohne finanzielle
Unterstützung der Regierung stellte er alles im ursprünglichen Zustand
wieder her, kreierte neue Bepflanzungskonzepte und brachte die Anlage wieder
zum Blühen. Das Haus selber blieb praktisch unberührt, auf der Gartenseite
wurde lediglich ein über die gesamte Hauslänge reichender Portikus
angebaut, der dem kleinen Haus doch einen sehr würdigen Charakter gibt.
Und dann tritt man ein in den geheimnisvollen Garten, besichtigt zunächst
die Grotten, die italienischen Vorbildern nachempfunden sind. Sie sind hübsch
bepflanzt mit allerlei Farnen, Grünlilien, Philos, Kentiapalmen und einer
lieblichen Sammlung von blühenden Topfpflanzen. Man wollte wirklich das
Herz erfreuen. Manch hübscher Springbrunnen begegnet einem auch. Wenn man
bedenkt, dass diese künstlich errichteten Bauten rund hundert Jahr als
sind, ist es schon einigermassen überraschend, auf was man trifft. Vergleich
man sie aber mit den viel älteren Renaissance- und Barockbauten, so relativiert
man schon ein wenig. Für England sind diese Anlagen einmalig, für
die Welt sehr hübsch. Dann taucht man wieder auf, trifft auf einen Steingarten
und plötzlich öffnet sich der Garten, rechterhand soll früher
ein Glashaus gestanden haben, eine hübsche Statue lächelt einem zu,
gibt den Blick frei auf den Severen, über grosse Wiesen, durch lichte Baumbestände
hindurch.
Durch einen schmalen Treppenabgang kommt man dann zum Prunkstück der Anlage,
zu den Kavernen, die äusserst kunstvoll, rustikal und mit unzähligen
Nischen, Abzweigungen und Durchbrüchen ausgestattet sind. Wie erwähnt
ist alles aus künstlichem Stein hergestellt aber so naturgetreu, dass man
dies kaum feststellt. Plötzlich entdeckt man einen Lichteinfall, eine kleine
Absite, die einer einzigen Pflanze oder einem kleinen Pool gewidmet ist.
Wenn man dann wieder ans Tageslicht tritt, scheint es einem, man tauche wieder
in eine neue Welt ein. Man weiss gar nicht mehr wo man sich befindet, ist umringt
von einem Pflanzen- und Blumenmeer, entdeckt eine Köstlichkeit nach der
andern. Es beginnt wieder zu engländern. Akkurate Rabatten, verschlungene
Wege, schöne Pflanzenrabatten wechseln sich ab. In einem grossen Bogen
umschliesst dieser Vegetationsbogen Haus und Rasenfläche, eine grosse Vielfalt
an Kompositionen überrascht einem immer wieder.
Lower House
So ganz einfach lässt sich dieser Garten nicht finden. Vor allem Ortsunkundige
werden da wohl so ihre Mühe haben. Aber das Infobüro gibt breitwillig
Auskunft und lotst einen an den richtigen Ort. Der Weg lohnt sich. Grundsätzlich
wird man von einem Hausgarten oder cottage garden empfangen. Bereits im Eingangsbereich
trifft man aber auf sehr artige Formationen, liebevoll gezogene kleine Buchskugeln,
kleine Compartiments, Hochstammbäumchen und ganz am Anfang befehlen zwei
prachtvolle Zypressen. Hier soll sich der alte Gemüsegarten befunden haben,
der neue befindet sich gut eingebettet jetzt auf der anderen,
südlichen Seite des Hauses.
Nicki und Peter Daw, die vor 25 Jahren hier einzogen, in diese feuchte, waldige
Tal, das Haus einigermassen herrichteten und auch heute noch immer am Bauen
sind, entflohen einer stressigen Berufswelt und bauten sich hier eine neue Gartenwelt.
Nichts als Schafe hätte es hier früher gehabt und Schafe halten sich
die beiden auch heute noch, wenngleich schön abgegrenzt vom übrigen
Garten. Dieser von der Ausdehnung her schon beachtliche Garten bildet den einen
Schwerpunkt dieser vorzüglichen Gartenlandschaft. Er ist in viele kleine
Felder eingeteilt und jedes davon ist einem eigenen Thema gewidmet. Dann wandert
man ums Haus herum , vorbei an der übers halbe Haus wuchernde wilde Rebe,
hin zu den kleinen, offenen Gartenräumen, die auf den wunderschönen
Wintergarten fokussiert sind. Am eindrücklichsten präsentiert sich
hier eine kleine, in sich verschachtelte Treppenanlage – eine Kombination
zwischen Treppe, Wasserlauf und Sitzplatz. Blicke öffnen sich auf grosszügige
Staudenrabatten, auf den neuen Gemüsegarten und seitlich hinauf auf eine
hübsche Steinplastik, die mitten im Hang steht und andeutet, dass ein Blick
hinaus ins Tal wohl verwehrt bleibt. Dreht man den Kopf, so entdeckt man leicht
verhüllt von allerlei Gewächs eine griechische, vielleicht auch römische
Frauengestalt.
Man kann dann den Garten weiter durchwandern und landet bald einmal in der Wildnis,
die vom Bach durchflossen wird. Aber den schönten Ort bildet doch der kleine
Platz mit dem Wintergarten direkt am Haus. Man entdeckt hier eine grosse Zahl
von sehr liebevoll arrangierten Details, Topfpflanzen, Gestecke, kleine Buchskugelarrangements
und anderes mehr.
Penpergwyn
Die Engländer haben die Kreisel erfunden und sie immer weiter entwickelt,
so dass man manchmal das Gefühl hat, die denken dabei gar nicht
mehr an die Automobilisten, so kompliziert werden diese Gebilde
und entsprechend auch die Wegweiser. Und selbst Susi hat den Durchblick nicht
mehr, kennt sie doch fast keine Gärten und viele Ortschaften in Wales sind
ihr auch Fremd.
So finden wir uns als Suchende wieder und erst ortskundige können uns weiter
helfen. Aber wie fast immer in solchen Fällen hat sich jeder Aufwand gelohnt.
Penpergwyn entpuppt sich als ein eigentlicher Villengarten eines durchaus noch
bewohnten Hauses, das im Augenblick aber gerade eine Umbauphase durchläuft.
Davon ist der Garten aber nicht betroffen, der sich in gutem Zustand präsentiert.
Der grosse Garten ist vielfältig unterteilt in zumeist axial auf das Gebäude
ausgerichtete Wegeführung. Nur vor der Südfassade, getrennt durch
einen klassischen Terrassengarten mit Wegen, kleinen Plätzen und abgeschlossen
durch eine kleine Futtermauer erstreckt sich eine elegante Rasenfläche.
Westseitig zieht sich eine Achse weit in die Landschaft hinein. Sie startet
mit einem formalen grauen Garten, buchseingefasst, abgeschlossen mit zwei Eibenhecken,
die nur einen fokusartigen Durchgang offen lassen. Links und rechts drängt
sich je eine mit Reben berankte Pergola hinein, abgestützt auf massiven
Pilastren. Die Verlängerung wird gebildet durch eine Allee von Zierkirschen,
die während der Blüte ein herrliches Bild ergeben werden. Folgt man
der Allee entdeckt man eine schöne Obstplantage, die ebenso ausgerichtet
ist und erst dann verliert sie sich in der Unendlichkeit der walisischen Landschaft.
Oder war da noch was? Ein Eyecacher im Mittelgrund, den man erst am Schluss
entdeckt, entzückt den geduldigen Wanderer.
Rechts an diese Achse angelehnt entwickelt sich eine weitere Abfolge von schön
gefassten Rasenflächen, mit strategisch geschickt platzierten Sitzgelegenheiten
und vor allem einem modern gestalteten Staudengarten. Im Zentrum dieses Gartenbereiches
befindet sich ein klar gefasster Wasserlauf, der sich über verschiedene
Stufen bei einem Portikus beginnend durch den Staudengarten hindurch in einen
kleinen Teich ergiesst. Ein wunderschöner, klar strukturierter Staudengarten,
durchwirkt von Gewürzen, Kerbeln und anderem mehr. Ein taubenschlagartiger,
gemauerter Pavillon überragt diesen Gartenbereich. Und dann als Ausgleich
wieder die ruhigen Rasenflächen, die in den Obstgartenbereich überführen.
Irgendwie scheint es immer weiter zu gehen.. der Garten führt gleichsam
in die Unendlichkeit – und ist doch herrlich schön überschaubar
und persönlich.
Llanllyr
Gelegentlich wird gesagt, dieser Garten sei ein wenig kitschig. Der Garten eröffnet
sich bescheiden. Das Haus ist einfach gegliedert, heute vermutlich in verschiedene
Wohneinheiten aufgeteilt. Aber der Garten ist in seinem ursprünglichen
Zustand erhalten geblieben. Es ist ein Haus aus dem 19. Jh, das auf den Grundmauern
eines Zisterzienserkloster aus dem 10. Jh. aufgebaut wurde. Aus dieser Zeit,
möglicherweise aber noch von früher stammt ein keltisches Kreuz, wie
man sie in Wales und auch in anderen Gegenden Englands noch häufig antrifft.
Die heutigen Gartenstrukturen gehen zurück auf die dreissiger Jahre des
19. Jh. Von denen war aber wohl nicht mehr viel zu erkennen, als Loveday Gee
im Jahre 1986 zusammen mit ihrem Mann einen Garten mit Sinn zu schaffen begann.
Ein Garten müsse ebenso schön sein wie auch optische Eindrücke
von vielen Ideen und Gedanken ergeben. Und so entstand eine harmonische Aufteilung
des 3 ha grossen Geländes. Vor dem Haus erstreckt sich eine grosse Rasenfläche,
die von einem Kranz grosser stattlicher Bäume umrahmt ist. Da und dort
erhascht man einen Blick auf die sanften Hügel der Umgebung, entdeckt in
der Tiefe des Gartens geheimnisvolle Dinge, die einen magisch anziehen. Und
es öffnen sich schmale Durchgänge, hinter denen sich weitere Bereiche
verbergen. Dort beginnt erst der eigentliche Garten, wenn man unter Garten ein
formal gestaltetes Stück Land versteht. Im Zentrum der Anlage befindet
sich ein langer schmaler Kanal. Er bildet in der Mitte ein Kreuz und auf der
Längsachse ist je ein kleiner Teich angeordnet. Der Raum dieses Gartenteils
wird mit Hecken gebildet. Vielleicht sind die aufgestellten Knollenbegonien
nicht unbedingt notwendig.. aber irgendwie sind sie schon reizend. Und wenn
man diesen Gartenraum durchschritten hat, erreicht man, wie könnte es anders
sein, den klassischen Blumengarten mit zwei mixed Borders. Aber es wäre
kein ordentlicher Garten, wenn dieses Element fehlen würde. Aber dann erst
kommen die überraschenden, beinahe geheimnisvollen und mythischen Bereiche.
‚Der Tag beginnt, wähle den richtigen Pfad’. Oder dann wird
über einem Polygonum-Hügel die Landschaft zelebriert. Noch anderes
gibt es in diesem wundervollen Park zu entdecken, beispielsweise den Liebestotempfahl
oder den völlig mit Teichrosen zugewachsenen kleinen See.
Dyffryn
Es ist einer der grossen Gärten im südlichen Wales. Und es ist nicht
einfach ein Garten, sondern eine Serie von Gartenräumen, eigentlichen Gartenzimmern.
Jedes ist eingefasst von
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geschnittenen Eibenhecken und jedes hat seinen eigenen unverwechselbaren
Charakter. Der heutige Park geht auf das Jahr 1906 zurück und wurde von
John Cory gestaltet. Um eine grosszügige, axial ausgerichtete Gartenanlage
gruppieren sich im wesentlichen an der Westseite diese Themengärten. Der
Entwurf ist einmalig. Diese Art der Gartengestaltung wird hier meines Erachtens
erstmals angewendet und hat bis heute Nachahmer gefunden. Beispielsweise in
den grossen Pariser Anlagen wie dem Parc Citroen oder auch in der Villette.
Natürlich zeigen die Barockgärten mit ihren Bosketts ähnliche
Gestaltungsprinzipien, aber diese hatten ganz andere Funktionen.
Was Dyffryn zeigt ist eine Art Gartenshow. Den Gästen des Hauses und vermutlich
an ausgewählten Tagen wollte man ein Stück Gartenwelt zelebrieren
und vielleicht auch die eigene Belesenheit zu demonstrieren. Folgende Gartentypen
sind anzutreffen:
- italienische Terrasse
- der mediterrane Garten
- der Australische Garten
- Kreuzgang eines Klosters
- Theatergarten
- Der physikalische Garten (ob diese Übersetzung wohl richtig ist??)
- Spiegelgarten
- Der gepflasterte Hof
- Der römische – pompejische Garten
- Der Rosengarten in Speichenform dargestellt.
Es ist auch eine Art Bildungsprogramm, das einen hier empfängt.
Dies ist ein Thema in der Gartenarchitektur, die fast in jeder Epoche seit dem
18. Jh. Anhänger fand. Bekannt ist beispielsweise Wörlitz, wo Fürst
in seiner Parklandschaft eigentliche landwirtschaftliche Versuche und Errungenschaften
darstellte. Stowe in England ist ein Paradebeispiel für einen edukativen
Park. Ende des 19. Jh kamen dann erste Gartenschows auf, welche denselben Zweck
verfolgten und in der ersten Hälfte des 20. Jh. entstanden etliche Anlagen
in dieser Art. Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass Dyffryn als eines
der ersten und grossartigsten Beispiele dieses Genres betrachtet werden kann.
Nun, aus den vorliegenden Unterlagen geht nicht mit absoluter Sicherheit hervor,
ob dies wirklich der eigentliche Zweck dieses Gartens gewesen ist. Möglich
ist auch, dass dies alles nur Zierde, ein gestalterisches Konzept war. Aber
dies hätte dem Zeitgeist der Aufbruchstimmung im beginnenden 20. Jh. nicht
entsprochen.
Die Eigentümer der Anlage – Reginald Cory- war zusammen mit dem Architekten
Thomas Mawson im Jahre 1905 in Italien auf einer Gartentour. Dort holten sie
sich wohl die entscheidenden Impulse für ihren Park in Dyffryn.
Die einzelnen Gärten sind überaus harmonisch aneinander gefügt.
Sie fliessen irgendwie sehr angenehm ineinander.. was vielleicht davon rührt,
dass man in der Materialwahl doch einigermassen zurückhaltend und in den
Gärten sehr einheitlich gehalten.
The Veddw
Eigentlich habe ich mir vorgenommen, über diesen Garten nicht viel zu schreiben.
Denn dies ist die reine Offenbarung. The Veddw ist ein Cottage –
Garten, aber deren Besitzer, Charles Hawes und seine Frau Anne
Wareham stöhnen ärgerlich auf, wenn man es so nennt. Sie bezeichnen
es als ihr Baby und geben ihm lieber den Namen zeitgenössischer romantischer
Garten und vielleicht ist es ja eine Mischung von beidem. Cottagegärten
sind immer romantisch und voller Blumen aber sie sind selten zeitgenössisch.
Letzteres assoziiert man mit modern, in der englischen Gartenkunst eher ein
Fremdwort, das auch in Wales nicht sehr gebräuchlich ist.
Natürlich gibt es in diesem Garten Blumenrabatten, wobei dieser Begriff
hier wiederum absolut fehl am Platz ist, denn die Kompositionen der Stauden,
die man hier antrifft hat mit Rabatten nichts zu tun. Es ist deutsch, wie hier
gearbeitet wird, sehr deutsch sogar und darunter verstehe ich wuchtig und kraftvoll,
themenbezogen impressionistisch.
Soviel zu den Stauden. Das ist aber nur ein kleiner Aspekt im Garten, der wundervoll
in die sanfte Landschaft von Südwales eingebettet ist. Nicht zuletzt nimmt
der Garten auch Themen aus dieser Landschaft auf und setzt sie sehr kunstvoll
um. Aber auch das ist noch nicht alles, was dieser Garten zu bieten hat. Im
Zentrum steht das Moderne, das absolut andere, noch nicht gesehene und da fehlen
einem eigentlich die Worte, es zu beschreiben oder besser gesagt, die Frage,
was steckt dahinter, wie kann man auf so eine unvergleichliche Idee kommen.
Drum schweige ich lieber drüber.
Wyndcliffe Court
Der Garten ist hoch über dem
Fluss Severn angelegt. Wie wir ihn in diesem Jahr besucht haben,
waren am Haus gerade umfangreiche Renovationen im Gange und der Garten ein ganz
klein wenig vernachlässigt, was ihm aber einen gewissen zusätzlichen
Charme verlieh. Es ist eine Anlage, die sich an der Art-and-craft Tradition
orientiert und nicht von ungefähr findet man hier Elemente, die auch in
Hestercombe anzutreffen sind. Das Haus wurde im Jahre 1922 von Henry Avray Tipping
gebaut und aus dieser Zeit stammt auch der Garten. Was für ein Meisterwerk
aus dieser Zeit, was für ein wunderbarer Ort, was für ein herrlicher
Ausblick. Eleganz und Stil dominieren hier, Feinheit der Gestaltung und Sicherheit
in der Pflanzenverwendung.
In den letzten 50 Jahren lebten hier Patrick und Betty Clay, die den Garten
ordentlich, wenn auch nicht übertrieben unterhielten. Rundherum pflanzten
sie etwas wild ein Arboretum, was aber die Gartenanlage nicht beeinträchtigte.
Grundsätzlich ist er als Buchsgarten gestaltet. Und wie es sich für
einen grossen Garten gehört in etliche Bereiche eingeteilt. Die Terrassierung,
wie sie ein typisches Merkmal der walisischen Gärten sind, trifft man auch
hier an. Dies eröffnet aber eigentlich viel mehr Möglichkeiten und
die werden hier auch voll ausgeschöpft. Als Kernstück der Anlage kann
der eigentliche Senkgarten gesehen werden, der fast im Zentrum des Ganzen liegt.
Er ist in klassischer Form angelegt mit einem feinen, länglichen Wasserbecken
in der Mitte, das genau die Achse der übrigen en suite angelegten Gärten
aufnimmt. Dann durchschreitet man diese etwas einfacher gehaltenen Bereiche,
in denen die geschnittenen Buchsbäume dominieren.
Zusammen mit dem Haus, das ebenfalls im Art and Craft – Stil gebaut ist,
ergibt sich eine wundervolle Geschlossenheit des Ensembles.
High Glanau Manor Garden
Das erste, was den Besucher in Glanau Manor empfängt, ist der spektakuläre
Ausblick auf das entfernte Bedcon Beacons, Dieser Aha-Effekt ist umso überraschender,
als man sich dem Anwesen auf schmalem Weg durch einen dichten Wald nähert.
Wobei eigentlich schon der Name suggeriert, dass sich die Liegenschaft auf einer
Anhöhe befindet.
High Glanau Manor ist ein wichtiges Art and Craft – Haus, das jetzt Heim
von Helena und Hilary Gerrish ist. Es wurde im Jahre 1923 von Henry Avery Tipping
gebaut, dem wir auch schon in Wyndcliffe Court begegnet sind. Er selbst lebte
hier bis zu seinem Tod im Jahre 1933. Tipping galt in seiner Zeit als einer
der bedeutendsten Autoren und Architekten, war Redaktor der Zeitschrift Country
Live und befreundet mit Harold Peto. Er arbeitete auch mit Gertrude Jekyll zusammen,
von welcher er natürlich auch für seinen Garten inspiriert wurde.
Selbstverständlich wurden Haus und Garten zusammen entworfen, was dem Ganzen
die auch heute noch ablesbare Geschlossenheit gab.
Als die Gerrish’s hierher zogen, war der Garten allerdings völlig
verwildert. Die beiden neuen Eigentümer setzten aber alles daran, ihn wieder
in altem Glanz erscheinen zu lassen.
Doch beginnen wir mit der Erkundung des Gartens. Die Gartenanlage ist im wesentlichen
auf die Süd- und Ostseite beschränkt. Südlich fällt das
Gelände recht steil ab und ist entsprechend in eine, resp. zwei schmale
Terrassen gegliedert und unten schliesst sich eine Wiesenböschung an. In
der Mitte führt eine lange Treppe hinab zu einem kleinen oktogonalen Wasserbecken.
Hier unten hat bereits Tipping eine Pumpe installiert, die Wasser aus dem Bach
schöpft und mit dem der Garten bewässert und auch dieser Teich gespiesen
werden kann.
Die Terrassierung führt in die auf Grund der Topografie wesentlich grosszügigere
und offenere Ostseite des Gartens. Auf wundersame Wiese gehen die schmalen in
die breiten Terrassen über, an denen Angelpunkten kleine Sitzplätze
entstehen. Das Haus selber ist überwuchert von einer gewaltigen Glyzine.
Diese schmalen Terrassen sind natürlich prädestiniert für wundervolle
Staudenbepflanzungen, die zunächst nicht im Stil des englischen Borders
gehalten sind, sondern durchaus Wildstaudencharakter haben. Die Pilaster der
Treppenabgänge gliedern die Bepflanzung wohltuend. Hat man sich in diesem
südlichen Teil des Gartens, der den Blick immer wieder abschweifen lässt
in die grossartige Landschaft, genügend ergötzt, darf man sich durchaus
auf die Ostseite wagen. Exakt axial auf das Haus mit Giebeldach ausgerichtet
erstreckt sich nun die grosse, fast 100 m lange, doppelte Staudenrabatte, die
originalgetreu aufgrund alter Fotos wieder angepflanzt wurde. An deren Ende
befindet sich die Pergola, deren Pfeiler immer noch diejenigen von Tipping sind.
Ich besuchte den Garten Mitte September, eigentlich einer recht ungünstigen
Zeit. Aber selbst da präsentierte sich dieses Border äusserst charmant
und üppig. Zurückhaltend in den Farben, keine grellen Töne, die
beiden Beete sind äusserst harmonisch gehalten und sind wohl repräsentativ
für die Zeit des Art-and-Craft.
Von der Pergola aus hat man einen wundervollen Blick auf das Haus und die umgebende
Landschaft. Und nur ein paar Tritte hinauf und man gelangt durch ein kleines
Türchen – Sie haben es erraten – in den obligaten Gemüsegarten.
Hier finden wir noch das von Tipping erstellte und restaurierte Glashaus, das
zur Anzucht des heikleren Gemüses dient. Der Weg zurück zum Haus führt
uns unterhalb der grossen Terrasse durch ein Rasenstück, deren Weg von
Lavendel eingefasst ist. Unterhalb befinden sich die parkähnlichen anlagen,
in denen Tipping seinerzeit eine Rhododendronsammlung angelegt hat. Hier befinden
sich die romantischen Ecken der Anlage, die es durchaus verdienen, durchwandert
zu werden.
Der Garten zusammen mit dem Haus bilden ein Ensemble, das sich zudem in einen
hervorragenden Zustand befindet, welches zu den Höhepunkten der Art-and-Craft-
Architektur zählt.
Bwlch y Geuffordd
Das ist so ungefähr das Gegenteil von High Glanau Manor. Eigentlich hab
ich mir vorgenommen,
über diesen Garten nicht allzu viel zu schreiben. Er gehört
wieder in die Gattung Autorengarten, ist also eine Anlage, die vom Eigentümer
selbst geplant und gebaut wurde. Wobei – ich wage mal zu behaupten, irgend
welche Pläne im Sinne von entwürfen gibt es von diesem Garten nicht.
Diese hatte und hat der Dilettant ganz einfach im Kopf und setzt nun sozusagen
eine Phantasie an die andere. Wer nun aber meint, da erwarte einen eine ziemlich
unkoordinierte Angelegenheit, der täuscht sich gewaltig.
Zuerst muss man allerdings aber sagen, dass es diesen Garten eigentlich gar
nicht gibt. Oder zumindest dass er unauffindbar ist und es in der Regel dem
reinen Zufall zu verdanken ist, dass man hinfindet. Es sei hier natürlich
nicht verraten, welche Tricks man anwenden muss, um ihn trotzdem aufzuspüren,
und soviel sei gesagt: hier lohnt auch ein weiter Umweg, wie Michelin sagen
würde. Kommen Sie mit uns auf die Gartenreise, dann werden Sie ihn finden.
Was hier vorher war, muss nicht weiter erwähnt werden. Rundum sind steinige
Schafweiden, weit und breit kein urbanes Stück Land und der Garten erscheint
in dieser Weidelandschaft wie eine Oase in der Wüste. Auch der Eingang
ist unspektakulär. Man muss sich nicht gerade durch Dickicht durchkämpfen
aber so ein wenig wild ist es schon. Bis einen plötzlich eine Araucaria
erschreckt, die gerade dabei ist, ein afrikanisches Götzenbildnis zu beschützen.
Oder man gerät unverhofft vor das Maul eines Bomarzo-Monsters und nur mit
Mühe gelingt die Flucht. Es herrscht Urwald und man läuft Gefahr,
sich zu verirren. Bis sich plötzlich eine grosse Lichtung öffnet,
ein stiller, feiner wunderschöner See eröffnet sich und mit ihm auch
eine ganz andere Vegetation. Ein Pavillon und kleines Boot unterstreichen das
Thema dieses Raumes.
Dann plötzlich beginnt man zu ahnen, was der Sinn des Gartens ist: eine
Reise durch die Welt des Mystischen. Man ist erinnert an Bomarzo, nicht nur
wegen dem offenen Rachen, sondern wegen dem eigentlichen Zauberwald, durch den
man spaziert. Die Monster sind hier asiatische oder afrikanische Skulpturen,
hellenische oder römische Götter oder Halbgötter oder durchaus
auch zeitgenössische Kunstwerke und Installationen. Für jedes dieser
Objekte wurden separate Naturräume geschaffen, sei es ein finsterer Wald
oder eine sanfte Lichtung.
Ich habe eigentlich schon fast zu viel gesagt über diesen Ort, den man
als Fremder fast nicht versteht oder zu interpretieren weiss. Es ist das eigentliche
Reich des Eigentümers, der sich hier sozusagen ein Weltbild geschaffen
hat. Für den Fremden, der hier unvoreingenommen eindringt, ist es eine
Entdeckungsreise in ein ganz anderes Reich.
Powis Castle
'Grossbritanien hat nichts vergleichbares’. Und der Garten zu diesem Schloss
ist in der Tat etwas einmaliges. Das Schloss thront majestätisch und gewaltig
zuoberst auf dem Hügel, vielleicht 100 m über dem Tal.
Und da hinunter führen imposante Terrassen, welche die
wechselnden Moden seit 1680 nahezu unbeschädigt überstanden. Zuunterst
wurde in den Anfangszeiten ein hollänidscher Wassergarten mit Brunnen und
Statuen angelegt, der heute völlig verschwunden ist.
1771 wurde der Landschaftsarchitekt William Eames beauftragt, den Garten der
Natur anzugleichen. Er war es denn auch, welcher den Wald auf der gegenüberliegenden
Hangseite anpflanzte, er liess aber den alten Garten intakt. 1809, vermutlich
aus ökonomischen Grunden wurde der Wassergarten aufgehoben und zurück
blieb ein offener leerer Raum.
100 Jahre später wurde die Anlage von Lady Violet weiter entwickelt. Sie
wünschte sich Blumen, belebte Räume und häusliche Eleganz. Sie
liess den ummauerten Küchengarten bauen, der in der Verlängerung des
ehemaligen Wassergartens zuunterst zu liegen kam. Zu diesem neuen Gartenbereich
gehört auch das Gewächshaus und das neue Gartenhaus, wo sich die Lady
gerne aufhielt. Vor den Wänden dieses wiederum unterteilten Gartenbereiches
schmiegen sich wundervolle Blumenrabatten, prächtige Delphiniumparaden,
Malvenkompositionen und weitere schöne Kompositionen. Und dann entdeckt
man hier auch hundertjährige Apfelspaliere unterpflanzt mit Majoran, daneben
Traubenlauben, welche schattigen Aufenthalt garantieren. Und in einem der Räume
befindet sich auch ein Pool mit einem zentralen Brunnen. All diese offenen Bereiche
sind geschaffen für lebhafte und lebenslustige Gesellschaften in prächtigen
Kostümen. Die heutigen Besucher ersetzen dies Feste nur sehr mangelhaft.
1952 wurde Powis vom NT übernommen und dieser engagierte Graham Stuart
Thomas, um vor allem die Terrassengärten neu zu entwickeln. Daneben wurden
auch Wildgartenbereiche eingerichtet und hier befinden sich auch wundervolle
Blumenwiesen. Aber was Powis von anderen Anlagen unterscheidet sind die Terrassen.
Auf den obersten stehen die 400 Jahre alten Eiben, die überaus kunstvoll
geschnitten werden. Wie mächtige Skulpturen dominieren sie Schloss und
Garten. Es ist ein lauter Garten. Nicht nur die vielen Besucher hinterlassen
ihre akustischen Spuren, auch die nahe gelegenen Strassen lassen den Verkehr
am Hang widerhallen.
Die oberste Terrasse wird dominiert von heissblütigen Pflanzen wie Canna,
Bananensträuchern, Tetrapanax und Engelstrompeten. Und mittig eingelassen
in die Futtermauern entdecken wir barocke Grotten und Wasserspiele, die üppig
vor sich her plätschern.
Die untersten Terrassen sind den zarten Farnen vorbehalten. Hier gibt es auch
eine Orangerie, in der die Orangenbäume überwintert werden. Es sind
schon herrliche Staudenkompositionen, die hier bewundert werden können,
aber immer wieder ergänzt mit Sommerflor und Strauchrosen. Und immer wieder
hält man auf dem Spaziergang nach unten inne, um den prachtvollen Ausblick
in die Ferne zu geniessen.
Chirk
Im Jahr 1653 legte der 2. Sir Thomas Myddelton den Garten auf der Ostseite des
Schlosses im französischen Stil an. In dieser Zeit war Frankreich Exil
für Charles II, und von ihm erhielt Sir Thomas wohl auch die entscheidenden
Impulse. Der Maler Thomas Badeslade erstellte 1735
eine Vogelperspektive der Anlage, auf der bereits Änderungen
des frühen 18. Jh. ersichtlich sind. Knoten- compartiments sind entlang
der verlängerten Hauptachse angelegt, die sich weiter nach Osten ausdehnt.
Näher beim Schloss findet man Bowling greens, terrassierte Wiesenflächen
und einen Gemüsegarten, der mit Eibenhecken abgetrennt ist. Den schönsten
Blick auf diesen Küchengarten hat man von der langen Galerie im ersten
Stock. Und es war im Jahre 1684, als der Graf von Beaufort im Gartenhaus des
Gemüsegartens mit einer Auswahl an feinen Obstbäumen und Weinen unterhalten
wurde. Es muss ein köstlicher Anlass gewesen sein, dass er Einlass in die
Annalen des Schlosses fand.
Heute präsentiert sich der klassische Teil der Anlage mit seinen imposanten
Eibenkolossen in vorzüglichem Zustand. Sie vermitteln das majestätische
der Anlage, unterstützen das Trutzige der ehemaligen Wehranlage. Diese
Schlösser wurden ja ursprünglich zum Schutze vor den Engländern
gebaut, kamen in diesem Sinne jedoch nie zum Einsatz und wurden schon bald in
bequeme Wohnanlagen umgebaut, zu denen natürlich auch gediegene Gärten
gehörten.
Im weiter entfernten Bereich, dort wo sich früher die Broderien und Compartiments
hinzogen ist heute eine sehr ansprechende landschaftliche Stauden- und Gehölzanlage
angelegt.
Erddig
Dieser Garten ist so ungefähr das Gegenteil von Powis. Ruhig in die weite
Ebene des nördlichen Wales eingefügt, spielend mit den Werkzeugen
des späten Barocks, die Umgestaltung im landschaftlichen Stils über
sich ergehen lassend und schliesslich auch die viktrianischen Einsprengsel überlebend,
kam um 1970 beinahe das Aus für Haus und Garten. Der NT schritt helfend
ein,
kümmerte sich zuerst um das Mobiliar, brachte dieses wieder
auf Fordermann und übernahm schliesslich auch alles andere. 1977 wurde
die Anlage für das Publikum wieder geöffnet und erstrahlt heute in
prächtigstem Glanz.
Im Zentrum der Anlage liegt der grosse rechteckige See. Links und rechts schmiegen
sich Rasenflächen an, die seitlich von grossen Baumreihen abgeschlossen
werden. Am ende des Sees öffnet sich die weite natürliche und sanfte
Landschaft. Zwischen Schloss und See erstreckt sich ein grosses Rasenstück,
das mittig geteilt wird von einem Kiesweg. Man stellt sich vor, dass diese beiden
Flächen einst von Broderien beherrscht wurden. Davon gibt es allerdings
keine Zeugnisse. Sozusagen in Verlängerung der Baumachsen stehen heute
akkurat dressierte Obstspaliere. Diese beiden Stücke ergeben den prächtigen
und grossartigen Prospekt der Anlage, der vor allem durch seine Schlichtheit
besticht.
Unmittelbar vor dem Schloss durften sich die viktorianischen Blumengärtner
austoben und bauten da ihre niedlichen Corbeilles. Irgendwie gehört es
halt dazu und ist nicht zuletzt auch Zeitgeschichte. Dafür sind die obligaten
Staudenbeete einigermassen in Minderzahl, völlig aus den Socken haut einem
dann dafür eine riesige Clematis, die auf die Bäume klettert und eine
vielleicht 150 m2 grosse einmalige Kulisse in einen kleineren Gartenraum seitlich
bildet.
Und dann die Obstplantagen. Hunderte von Spindelbüschen füllen das
Rechteck rechts des Parterres. Auf der linken Seite erfreut uns nach einer mit
Wechselflor und Zwiebelpflanzung strukturierten Wiese ein grosser Fischteich.
Die linke Gartenseite ist abgeschlossen von einer hohen Backsteinmauer, an der
einige der über 100 Efeupflanzen empor wachsen. Sie sind Teil der hier
beheimateten nationalen Efeusammlung. Und auf der ganzen Länge von über
200 m werden wir doch noch von einem mixed Border beglückt. Und irgendwo
in der Ferne winkt ein stattlicher Taubenschlag, ein Gebäude, das in keinem
grossen Garten fehlen darf.
Plas Newydd
Was den Interlakener der Blick auf die Jungfrau ist, ist den Bewohnern der Insel
Anglesey der Blick auf Snowdonia. Natürlich ist zwischen den beiden Bergen
kein Vergleich. Was sollen die 1400 m dieses Hügels mit unseren Alpen.
Aber wenn weit und breit nichts stattlicheres herumsteht, wird man bescheidener.
Aber was Plas Newydd den Oberländern vor hat ist seine Lage an der Strasse
von Menai, ein vielleicht 1 km breiter Meeresstreifen, welches Anglesey eben
zur Insel macht. Das reflektierende Licht des Wassers, das muntere Treiben der
Schiffe und dann eben der weit offene Blick auf das Festland und den sanften
Hügel Snowdonia machen diese Lage einmalig, kühl und frisch. Diese
Lage direkt am Meer hatte natürlich vor dem Bau der grossen Brücke
noch besondere Vorteile.
In den 1790 er Jahren florierte das Geschäft mit den Kohlen- und Kupferminen
und so konnte der berühmte englische Landschaftsarchitekt Humphrey Repton
engagiert werden, um die Anlage zu gestalten. Dieser entwarf auch den heutigen
Zugang von der Landseite her. Im späten 19.Jh. baute der 5. Marquis of
Anglesey auf der Rückseite des Hauses eine Orangerie, aber seine Vorlieben
für das Theater, für Glückspiele und Juwelen frassen erhebliche
Vermögenswerte hinweg, so dass die Liegenschaft langsam vor die Hunde kam.
Sein Nachfolger riss das Glashaus wieder weg, errichtete in den 20er Jahren
die italienischen Terrassen auf der Ostseite. Auf der Südseite des Hauses,
also der meerabgewandten, liess er eine stattliche Zahl Nadelhölzer pflanzen,
um den Wind abzuhalten. Im Haus drinnen liess er pro Schlafraum ein Badezimmer
einrichten, für die damalige Zeit ein unerhörter Luxus.
Nach zwischenzeitlichem wirtschaftlichem Auf und Ab – das Geschäft
mit den Minen kam völlig zu erliegen - wurde die gesamte Anlage im Jahre
1976 dem NT übermacht.
Und so erstrahlt das Anwesen in dauerhafter Pracht. Die landschaftlichen Szenerien
rund um das Haus wirken sanft und gestalterisch nach wie vor überzeugend.
Die Handschrift von Repton ist ablesbar. Die Ausblicke, Achsen und grosszügigen
Gartenräume sind wunderschön herausgearbeitet. Die Terrassen wurden
erneuert und mit einer Andeutung an die ehemalige Orangerie ergänzt, eine
kleine Grotte kam dazu und die Bepflanzung auf Vordermann gebracht.
Im westlichen Teil der Anlage entstand ein Arboretum mit vorwiegend australischen
Gehölzen. Aber auch dieser Bereich ist schön gestaltet, immer wieder
öffnen sich Freiräume, Gehölzgruppierungen werden mit passenden
Staudenpflanzungen ergänzt, Wiesenflächen wechseln sich ab mit Baumbeständen.
Und irgendwo auf der anderen Seite soll sich auch noch ein Rhododendronwald
befinden. Aber das wären dann nochmals 2 km Fussmarsch.
The Garden House
Es ist der Ort der nationalen Hortensien-Sammlung. Über 300 Arten und
Sorten sind da zu finden, aber das ist längst nicht das einzige, das man hier findet. Grundsätzlich ist es ein äusserst bemerkenswerter Showgarten von ziemlichen Dimensionen. Es ist eine äusserst kunstvolle Integration verschiedener Gartenbereiche. Mal trifft man auf klassisch geschnittene Buchsgärten, dann findet man sich wieder im eigentlichen Hausgarten und unverhofft eröffnet sich einem ein wundervoller Weiher. Die erwähnte Hortensiensammlung hält sich eigentlich diskret im Hintergrund und wenn man davon nicht wüsste, würde man sie gar nicht erahnen.
Die Anlage ist in den letzten 25 Jahren entstanden und wie es sich gehört
auch hier auch einem Brachland. In sehr sorgfältiger Art und Weise wurden
in der Folge vielfältige Kompositionen entwickelt, wobei die Pflanzenzusammenstellungen
durchaus im Vordergrund standen. Geschickt wurde allerdings das klassische Border
vermieden. Vielmehr wurde Wert auf standortgerechte Pflanzungen gelegt, Verbindungen
von Gehölzen und Stauden, farbliche Abstimmungen und Strukturen.
Wirklich grossartig ist die Gestaltung des grossen Teiches. Ich weiss nicht,
wie es gelang, hier eine dermassen gelungene Komposition von verschiedenen Sumpf-
und Wasserpflanzen in dieser Pracht hervor zu bringen. Irgendwie gelingt es
nur den Engländern, eine so grosse Fülle von Etagenprimeln und vermutlich
werden auch die Seerosen regelmässig um Zaume gehalten. Vielleicht liegt
es am vermutlich recht nährstoffreichen Wasser, das auch eine erhebliche
Trübung aufweist. Es ist anzunehmen, dass die Abdichtung aus Lehm besteht,
welche die Trübung hervor bringt, dafür aber einen sehr guten Pflanzgrund
bietet. Algen haben auch keine Chance, da die Lichtdurchlässigkeit zu gering
ist.
Gewiss ist der Juni die ideale Zeit, diesen sehr reichen Garten zu besuchen.
Für die Hortensien ist es zu früh, dafür kommt die umfassende
Iris-Sammlung bestens zur Geltung. Man verliebt sich richtig in diese Pflanze,
die hier auch hervorragend und in perfekten Kompositionen gezeigt wird.
Tregynog Hall
Das Anwesen liegt tief versteckt in der Einsamkeit der mittelwalisischen Wälder.
Der Reiseführer rät zu einem Besuch allein nur schon
wegen der Gärten. Und das ist in der Tat wahr. Der Sitz gehört der
Universität von Wales, das wunderbare Fachwerkhaus, das im Zentrum der
Anlage steht ist ebenfalls eine Augenweide.
Die ca. 3 km lange Auffahrt führt durch ein malerisches Tälchen, das
durchaus schon zum Verweilen verlocken könnte. Eine grosse Waldlichtung
öffnet sich und den Auge eröffnet sich ein phantastisches Bild. Das
Herrschaftshaus überblickt eine sanfte grosse Mulde, die von einem See
aus Rasen überflutet ist. Das rechte Ufer wird aus kunstvoll geschnittenen
gelben Eiben gebildet, das linke von prächtigen Rhododendronformationen.
Es ist diese Komposition, die überwältigend wirkt, an Grossartigkeit
kaum zu überbieten ist. Hinter den Rhodos entwickelt sich eine wunderschöne
Baumkulisse, die durchsetzt ist von grossen, wohl immer geschnittenen Rhododendronbüschen.
Natürlich ist es ein Garten, der im Frühling am imposantesten wirkt.
Aber auch in den anderen Jahreszeiten wirken die Gehölzformationen, die
wie eine künstliche Landschaft komponiert sind.
Das Grossartige der Anlage liegt in ihrer Schlichtheit. Borders oder andere
Staudenanlagen fehlen praktisch vollständig. Das Auge konzentriert sich
völlig auf das Tal, das auf der anderen Längsseite vom Herrenhaus
flankiert ist. Eine elegante Steinbrücke überspannt das Tälchen
und schliesst die Anlage auch ab.
Plas Brondanw
Noch habe ich diesen Garten nicht gesehen. Und so stützen sich meine Beschreibungen
einzig auf die Angaben aus dem schönen Buch von Stephen Anderton mit den
Fotografien von Charles Hawes. Den Garten des letzteren, resp. den seiner Frau
werden wir auch besuchen.
Als ein klassischer Garten mit Ausblicken, Blickpunkten und Perspektiven wird
Plas Brondanw beschrieben. Er soll inmitten eines wunderhübschen Dörfchens
liegen, das in den Jahren 1925-1973 vom Architekten Sir Clough William-Ellis
gebaut wurde, im Stile eines italienischen Dorfes mit farbigem Stuck, Tromple
d’oeil und haufenweise architektonischer Einfälle. Der Architekt
hat sich aber auch den Garten gebaut, eines der absoluten Meisterwerke in Wales.
Er ist streng in der Tradition des Art and Craft, also sehr formal gebaut.
Besucher würden allerdings über den schäbigen Hof bei den Garagen
in den Garten geführt, was zunächst etwas befremdlich wirkt, zumal
man zunächst eines in Stein gearbeiteten Feuerwehrmannes ansichtig wird,
dessen Qualität doch zu wünschen übrig liesse. Es sei eine Erinnerung
an den Brand aus dem Jahre 1951.
Man solle sich doch dem Garten wie es sich gehört vom Haus aus nähern.
Da kann man den alten Turm durchqueren, erreicht die grosse Eibenhecke und hat
alsbald einen prächtigen Ausblick auf die Berge.
Es handelt sich hier nicht um einen Blumengarten, vielmehr sind es die Blickachsen,
die Ausblicke und Perspektiven, welche den Garten grossartig machen. Balustraden
und eine Vielzahl von Skulpturen schmücken den Garten. William-Ellis hat
sich inspirieren lassen von anderen grossen Gärten in England wie Chiswick
House oder Iford Manor. Alles wurde aber auf einen menschlichen Massstab reduziert,
so dass ein Garten zum Wohnen und Leben entstand. Oberhalb der grossen Hecke
dehnt sich ein grosszügiges Rasenstück aus, das von einer riesigen
Eiche dominiert wird. Um diese herum wird eine grosse ovale Plattform mit Steinbalustraden
gezogen, welche einen ruhigen, erholsamen Platz darstellt.
Natürlich darf im Garten auch die Orangerie nicht fehlen. Sie würde
an das gleichnamige Gebäude von Hestercombe erinnern, das Luytens im Jahre
1904 gebaut hat. Sie markiert die Grenze von einem zum anderen Gartenbereich,
steht im Zentrum des Gartens.
Nach der Orangerie folgt ein leicht bepflanzter, überaus eindrucksvoller
geometrischer Garten voller Überraschungen. Hier versammeln sich kreuz
und quer verlaufende Hecken, malerische Topiaries (geschnittene Eibenskulpturen)
und ein alles überragender Ausblick von der erhobenen Plattform bis hin
zum wendrohrspritzenden Feuerwehrmann.
Das ist aber noch nicht alles. Ennet der Strasse, durch das blaue und das goldene
Tor, tauchen Sie ein in den gewaltigen Landschaftsgarten. Malerische Szenerien
empfangen Sie, und Ihr Auge wird verführt vom Schloss auf dem Gipfel des
Hügels. Vom ersten Tor aus verbindet ein geschlängelter enger Weg
das Haus mit der gigantischen Urne, die nach dem Feuer von 1953 aufgestellt
wurde. Von hier aus eröffnet sich der Blick auf den einst formalen Teich
und die Kaskade. Hinter uns entdecken wir eine Art gemaltes Gartenhaus, von
welchem aus Sie einen phantastischen Ausblick haben. Wer will, kann noch den
Hügel erklimmen bis hin zu CWE’ Schloss und von dort einen Überblick
über die ganze, heute etwas verwilderte Anlage geniessen.
Wie erwähnt, diese Beschreibung ist ein Extrakt aus einem in traditionell
schwierigem architektenenglisch geschriebenen Buch und ich bin gespannt, ob
wie uns im Garten im Text wieder finden.
Llanvihangel court
Das ist wieder einer jener Gärten, die man eigentlich nicht findet. Kein
Wegweiser, keine richtige Zufahrtsstrasse, in keinem Plan verzeichnet, lediglich
im Informationsbüro hat man eine Ahnung, wo dieser Garten sein könnte.
Ich weiss gar nicht mehr, wie ich auf diesen Park gekommen bin. Aber er existiert.
Es ist ein Garten, der eigentlich kein Garten sein will. Man muss schon sehr
neugierig sein, um ihn zu entdecken. Eine Klingel gibt es nicht und so wage
ich mich schleichend um die Hausecken, erhasche da einen Blick und entdecke
dort hübsche Ansätze eines Gartens. Aber das was ich gesehen habe
ist überzeugend. Nicht aufregend, nicht überfüllt von Attributen
und spektakulären Szenerien, sondern einfach die Ruhe in sich. Ein Ort,
wo man sich hinsetzt nach getaner Arbeit, die Augen schweifen lässt über
die fein modellierte Wiese, die in einer prächtigen Baumkulisse endet.
Wer hat ihn gebaut, wann ist er entstanden? Man weiss es nicht, es interessiert
eigentlich auch nicht. Die alten, verschachtelten burgartigen Gebäude,
durchaus landwirtschaftlich geprägt, erinnern an einen Rückzugsort
eines pensionierten Bankiers der klassischen Schule, der sich nebenbei noch
einen Gutshof hält. Durchaus adelig- zurückhaltend englisch. Möglicherweise
kann uns der Hausherr nicht persönlich empfangen, aber er öffnet und
in grossartiger Manier sein Anwesen.
Park Cottage
Hier wird man in der Tat von einem sehr persönlichen Garten empfangen.
Vielleicht ist er nicht ganz auf dem Stand eines klinisch reinen National Trust
– Gartens, aber dafür ist er umso persönlicher. Was hier aber
die Eigentümer......... mit ihrer Hände Arbeit hervorgebracht haben
sucht Ihresgleichen. Stück um Stück des umliegenden Landes haben sie
sich zu eigen gemacht und ihren Garten, der sich längst zum Park ausgedehnt
hat, immer weiter vergrössert.
Nach welchem Konzept haben sie das realisiert:
Rund um das Haus schmiegt sich der eigentliche Hausgarten, ein Rasenstück,
Staudenrabatten,
lichter Baumbestand. Dann tritt man durch ein einfaches Tor auf eine lange Rasenachse,
an der die einzelnen Gärten links und recht angeordnet sind. Das andere
Entwicklungskonzept ist zwiebelartig ausgelegt. Schale um Schale wird der Garten
vergrössert, es scheint beliebig Land zur Verfügung zu stehen. Limitierend
ist einzig die Arbeitskraft der beiden, denn auf Fremdhilfe wird weitgehend
verzichtet. Alle diese Gärten sind dem Thema Pflanzen gewidmet. Keiner
überschlägt sich mit sophisticateter Gestaltung oder Einfällen.
Ruhig ziehen sich die Gärten dahin, getrennt vielleicht von einer bewachsener
Pergola, einer Hecke oder einem einfachen Pflanzengerüst. Die Wegeführung
ist so angelegt, dass man sozusagen hindernisfrei von einem Bereich in den andern
gelangt. Es sind nicht gewaltige architektonische Stücke, welche überraschen,
sondern die feinen Pflanzenkompositionen, denen gelegentlich ein einfaches Objekt
wie eine Sonnenuhr oder eine Schale beigestellt werden. Es sind die Details,
auf die es zu achten gilt: rotlaubiger Holunder mit rosaroter rose, hellblaue
Iris sibirica vor Cornus kousa oder orange Rose ‚Golden sunset’
vor weisser Kletterrose ‚Blanc double de Coubert’. Dies sind nur
einige wenige Beispiele von Kompositionen, wie sie hier dutzendweise anzutreffen
sind. Es ist absolut überwältigend, was man mit Pflanzen alles anstellen
kann.
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